Der Weltraum. Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des neuen Raumschiffes Enterprise, das viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs ist, um neue Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Die Enterprise dringt dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat...

Als ich diese berühmten Worte am 7. September 1990 zum ersten Mal aus den Lautsprechern des elterlichen Fernsehapparates vernahm, konnte ich noch nicht ahnen wie sehr die zu ihnen gehörende Serie mein Weltbild und meine Definition dessen, was wirklich gute Filmarbeit ausmacht beeinflussen würde.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich noch nicht sonderlich für die Welt jenseits des Himmels interessiert. Und auch das Science-Fiction Genre war für mich noch ein gänzlich unbekanntes Terrain. Die „Star Trek“ Originalserie aus den sechziger Jahren mit den bekannten Weltraumhelden Captain Kirk, Mr. Spock und Dr. McCoy war für mich damals nicht interessant, denn durch die recht altertümlichen Spezialeffekte, Requisiten und Kostüme wirkte die Serie auf mich doch eher angestaubt als futuristisch. Als ich dann zum ersten Mal von der geplanten Neuauflage der Serie unter den Titel „Star Trek – The next Generation“ hörte, wurde ich dann aber doch neugierig. Ich wollte wissen wie sich diese neue Serie, vor allem in visueller Hinsicht, von ihrer berühmten Vorgängerin unterschied.

Um es kurz zu machen: Ich war vom ersten Moment an absolut begeistert von dem, was ich da sah.

Noch nie zuvor wurde eine fiktive Zukunft so überzeugend und spektakulär in einer TV-Serie dargestellt. Die visuellen Effekte und das Design des Innenlebens der neuen Enterprise vermittelten das Gefühl, die Serie sei wirklich im 24. Jahrhundert gedreht worden.

Für mich war aber noch bedeutend wichtiger, dass die Auseinandersetzung der einzelnen Episoden mit moralischen und gesellschaftlichen Problemen meinen eigenen geistigen Horizont ganz erheblich erweiterte. Bei allen anderen TV-Serien, die ich bis dahin kannte, wurden Schwierigkeiten meistens mit der „Holzhammermethode“ gelöst, was bedeutete: Erst schießen und dann fragen.

Bei „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“ - wie die Reihe in Deutschland betitelt wurde – wurden jedoch die Ursachen von Problemen ernsthaft hinterfragt. Es wurden wirklich schwierige Fragen aufgeworfen, auf die es keine einfachen Antworten gab. Unter dem Deckmantel der Science-Fiction wurden reale Themen unser Gegenwart aufgegriffen und in das Star Trek Universum übertragen. Hierzu gehörten unter anderen Drogenmissbrauch, Terrorismus, Umweltzerstörung, Waffenhandel, Machtmissbrauch usw. Das Erfolgsrezept, diese schwierigen Problemstellungen auch für ein eher jüngeres Publikum interessant zu machen, indem man sie in dramatische, aber zugleich nicht all zu sehr mit Action aufgemotzte SF-Storys verpackte machte bereits die Originalserie zu einem Wendepunkt in der Geschichte der Fernsehunterhaltung. Und da auch die nächste Generation diesem Prinzip treu blieb, sorgte sie dafür, dass die „Star Trek“ Fangemeinde auf der ganzen Welt noch einmal stark anwuchs.

Als die Serie in der ersten Hälfte der neunziger Jahre im deutschen Fernsehen komplett ausgestrahlt wurde, erlebte „Star Trek“ hierzulande einen noch nie da gewesenen Boom, der den Hype in den USA in nichts nachstand. Aufgrund dieses gewaltigen Erfolges entstanden weitere „Star Trek“ Spin-off Serien, die den weltumspannenden Kult weiter anzheizten. Heute besteht „Star Trek“ aus insgesamt fünf Fernsehserien, zwölf Kinofilmen und einer unüberschaubaren Anzahl an Romanen und Comics.

Was vor nunmehr fast einem halben Jahrhundert als relativ kostengünstig produzierte Unterhaltungsserie im US-Fernsehen seinen Anfang nahm, hat sich inzwischen zu einem weltweit einzigartigen Phänomen der populären Kultur entwickelt, das es ganz sicher verdient hat ernster genommen zu werden als es zurzeit bei vielen Massenmedien der Fall ist. Denn von vielen Journalisten werden „Star Trek“ Fans nicht selten als etwas eigenartige Zeitgenossen beschrieben, die in ihrer ganz eigenen Welt leben und Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen außerhalb des Fandoms haben – der typische Nerd eben.

Doch ist es wirklich angebracht die Fans einer Serie, die sich ernsthaft mit sozialen, politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzt als Außenseiter zu bezeichnen?

Entspricht es nicht vielmehr den Tatsachen, dass es gerade „Star Trek“ Fans sind, die sich auf ihre – zugegebenermaßen ganz eigene – Weise mit Themen beschäftigen, die in unserer heutigen modernen Zeit von ganz besonderer Dringlichkeit sind?

Eine Science-Fiction Serie, die es geschafft hat ihr Publikum für eben diese wichtigen Themen zu sensibilisieren kann man wohl kaum nur als versponnene Phantasie introvertierter Sy-Fi Freaks bezeichnen, die sich in einem erfundenen Universum verloren haben, in dem immer nur Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Meiner Ansicht nach ist das genaue Gegenteil der Fall: Medienübergreifende Phänomene wie „Star Trek“ sind selbst ein Beweis dafür, dass unsere Realität eben doch nicht ganz so düster und trist ist wie es von den Leitmedien gebetsmühlenartig behauptet wird. Da in den Redaktionen von Fernsehnachrichten, Zeitungen, Magazinen und Nachrichtenwebseiten der Slogan „Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ den Nimbus einer heiligen Wahrheit hat, und diese dadurch beim Konsumenten ein eher pessimistisches Weltbild entstehen lassen, vermittelt „Star Trek“ die Überzeugung, dass die Welt zu einem bessern Ort werden kann, wenn wir alle an die Zukunft glauben und unsere Probleme mit Mut und Optimismus angehen. Tatsächlich sind Serien wie „Star Trek“ selbst bereits ein Teil dieser besseren Welt. Denn durch den Kultcharakter, den die Hauptfiguren der einzelnen Serien genießen, hat sie einen absolut positiven Einfluss auf die Weltsicht jener Menschen, für die „Star Trek“ zu einem wichtigen Teil ihres Lebens geworden ist.

 

Hier ein kleiner Überblick für den interessierten Neueinsteiger über die bisherigen Inkarnationen von „Star Trek“ im Fernsehen:

Star Trek – The Original Series (abgekürzt: TOS)

Erstausstrahlung im US-Fernsehen: 8. September 1966

Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen: 27. Mai 1972

Hauptfiguren:

Captain James T. Kirk (Darsteller: William Shatner)

Commander Spock (Leonard Nimoy)

Dr. Leonard „Pille“ McCoy (DeForrest Kelley)

 

In der Serie, mit der alles begann steht die Besatzung des Raumschiffes Enterprise im Mittelpunkt. Dieses steht in Diensten der sogenannten Vereinten Föderation der Planeten, einer Art interstellaren Version der UNO im 23. Jahrhundert. Die Mission des Schiffes besteht darin die Galaxie zu erforschen und Kontakt mit anderen Zivilisationen herzustellen. Im Laufe der 79 Folgen umfassenden Serie bekommt es die Crew mit allen möglichen fremdartigen, außerirdischen Wesen zu tun. Nicht alle diese Begegnungen enden in einer brutalen Konfrontation. Das wichtigste Merkmal der Serie war die Tatsache, dass das Fremde oft nicht als Bedrohung dargestellt wird. Vielmehr weckt die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen beim Zuschauer einen „Sense of Wonder“, also ein Gefühl für der Neugierde auf alles Neue und Wunderbare, das die Erforschung des Weltalls mit sich bringt. Dass sich die Drehbuchautoren dabei immer bemühten so weit wie möglich auf dem Boden der wissenschaftlichen Tatsachen zu bleiben ist auch ein wichtiger Grund warum „Star Trek“, mehr als jede andere Science-Fiction Serie in der Geschichte des Fernsehens, viele Menschen dazu inspiriert hat sich näher mit Naturwissenschaften im Allgemeinen und der Astronomie im Besonderen auseinander zu setzen.

Anders als zum Beispiel „Star Wars“ ist „Star Trek“ eben nicht nur eine in den Weltraum verlegte Fantasygeschichte, sondern eine kühne Zukunftsvision, die eindrucksvoll aufzeigt wie spektakulär die Zukunft der Menschheit aussehen könnte, wenn wir nur alle am gleichen Strang ziehen.

Der humanistische Ansatz der Serie spiegelt sich auch im Umgang der Crewmitglieder untereinander wieder: Auf der Enterprise herrscht eine freundschaftliche, fast schon familiäre Atmosphäre zwischen den Besatzungsmitgliedern. Dies gilt natürlich am meisten für die drei Hauptfiguren Kirk, Spock und McCoy, die in jeder Lage ein perfektes Team bilden. Dieses weltberühmte Trio bildete somit ein ideales Vorbild insbesondere für die US-amerikanische Jugend, die sich zur Zeit der Erstausstrahlung der Serie in einer Phase der Umbruchs befand. „Star Trek“ gab den jungen Menschen den Glauben an eine positive Zukunft, den sie in Zeiten von Vietnam und Watergate so dringend brauchten.

 

Star Trek – The next Generation (TNG)

Erstausstrahlung im US-Fernsehen: 28. September 1987

Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen: 7. September 1990

Hauptfiguren:

Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart)

Commander William T. Riker (Jonathan Frakes)

Lt. Commander Data (Brent Spiner)

 

Nach dem großen finanziellen Erfolg des vierten „Star Trek“ Kinofilms im Jahr 1986 wurde den Verantwortlichen bei Paramount erst so richtig bewusst was für ein Potential der Franchise nach all den Jahren seiner Existenz noch immer besaß. Doch selbst den größten Fans wurde es bald langweilig immer und immer wieder dieselben 79 Folgen der Originalserie anzuschauen. Also entschied man sich „Star Trek“ im Fernsehen eine Frischzellenkur zu verpassen, und zwar indem man einen radikalen Schritt wagte: Es wurde eine brandneue „Star Trek“ TV-Serie konzipiert, die zeitlich einige Jahrzehnte nach TOS spielen sollte. Der Hauptschauplatz war ein neues Raumschiff Enterprise mit einer neuen Besatzung, die den moralisch-ethischen Werten der inzwischen legendären Originalcrew verpflichtet bleiben sollte. Tricktechnisch auf dem neusten Stand, sollte die Serie auch eine ganz neue Zuschauergruppe ansprechen, die mit dem Original aufgrund der doch recht angestaubt aussehenden Spezialeffekte und Requisiten nicht mehr so viel anfangen konnte. Und auch die Charaktere wurden stark modernisiert, um zeitgemäß zu sein.

Eine der prägnantesten Änderungen betraf die Figur des Captains: Der glatzköpfige Franzose Jean-Luc Picard – grandios verkörpert vom britischen (!) Shakespeare Darsteller Patrick Stewart – stellte einen krassen Gegensatz zum hemdsärmeligen Tatmenschen James T. Kirk dar. Captain Picard war ein ausgesprochener Feingeist, der guten Tee ebenso zu schätzen wusste wie klassische Musik und, natürlich, die Werke von William Shakespeare. Vor allem war er ein vollendeter Diplomat, der Krisen lieber mit Worten als mit Waffen belegte.

Außerdem stellte die neue Serie einen der populärsten Charaktere des gesamten „Star Trek“ Kosmos vor: Den ebenso kindlich naiven, wie aber auch brillanten Androiden Data. Der emotionslose Maschinenmensch, der so gerne einmal echte Gefühle erleben möchte, war mehr als nur ein simpler Spock Ersatz: Während der berühmte Halb-Vulkanier stets bemüht war die menschliche Seite seines Ichs zu verleugnen, war es Datas größtes Ziel immer menschlicher zu werden, was ihm zu einer Art modernen Pinocchio machte. Im Laufe der Serie machte er bei diesen Bemühungen auch stets immer wieder Fortschritte, musste aber auch so einige Rückschläge hinnehmen. Eine weitere bemerkenswerte Figur war die des klingonischen Sicherheitsoffiziers Worf. Die Klingonen stellten bei TOS noch die Hauptfeinde der Föderation dar. In der neuen Serie diente einer von ihnen nun sogar schon als normales Besatzungsmitglied auf der Enterprise. Dem politischen Tauwetter zwischen den USA und der Sowjetunion wurde somit auch bei „Star Trek“ seine Referenz erwiesen.

 

Star Trek – Deep Space Nine (DS9)

Erstausstrahlung im US-Fernsehen: 30. Dezember 1992

Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen: 28. Januar 1994

Hauptfiguren:

Captain Benjamin Sisko (Avery Brooks)

Major Kira Nerys (Nana Visitor)

Constable Odo (Rene Auberjonois)

 

Nach dem Tod von „Star Trek“ Schöpfer Gene Roddenberry fassten die Produzenten von TNG, Rick Berman und Michael Piller, den Mut eine neue Serie zu entwickeln, die konsequent mit den von Roddenberry aufgestellten Regeln und Grundsätzen des „Star Trek“ Universums brach.

„Star Trek – Deep Space Nine“ spielte auf einer Raumstation, die von den der Föderation feindlich gesinnten Cardassianern im Orbit um den Planeten Bajor errichtet wurde. Dieser wurde von den Cardassianern über fünfzig Jahre besetzt. Nachdem sie den Planeten wieder verließen, gaben sie auch die Station auf, die ab sofort von einer Föderationscrew betrieben wird, die beim Wiederaufbau von Bajor helfen soll. Doch schon sehr bald bekommt die Crew es mit einem Gegner zu tun, der mächtiger und zerstörerischer ist als alle anderen, mit denen es die Föderation bisher zu tun hatte.

Während in den beiden vorangegangen Serien stets eine optimistische Zukunftsvision gezeigt wurde, präsentierte sich „Deep Space Nine“ deutlich düsterer und martialischer. Es gab mehr Gewalt und auch die Sets der titelgebenden Raumstation waren in sehr dunklen Farben gehalten. Das weitere Novum, als Hauptschauplatz nicht ein Raumschiff, sondern eine Raumstation zu wählen, zeugte ebenfalls vom Mut der Macher etwas ganz neues zu wagen, um frischen Wind in das „Star Trek“ Universum zu bringen. Obwohl viele Fans anfangs skeptisch waren, da sie befürchteten eine Serie, die auf einer unbeweglichen Station spielte, könnte eventuell langweilig sein, entwickelte sich DS9 rasch zu einer der populärsten Serien des Franchises. Anteil daran hatte auch die Tatsache, dass DS9 die erste Serie war, die einen weiten Handlungsbogen besaß, welcher sich über mehrere Staffeln erstreckte. Dieser war äußerst dramatisch und führte dazu, dass DS9 die bis dato actionreichste „Star Trek“ Serie wurde. Nie zuvor gab es so gewaltige Raumschlachten auf dem Bildschirm zu sehen. DS9 setzte damit vollkommen neue Standards auf dem Gebiet der visuellen Effekte im Fernsehen. Hierzu trug auch der zu Stammbesatzung gehörende Formwandler Odo bei, der auf der Station als Sicherheitschef diente. Es besaß die Fähigkeit sich in die unterschiedlichsten Gegenstände verwandeln zu können. Um dies zu realisieren benutze das Effekte-Team die neusten, computergenerierten Morphingeffekte, was zu ganz erstaunlichen Resultaten führte.

 

Star Trek – Raumschiff Voyager (VOY)

Erstausstrahlung im US-Fernsehen: 16. Januar 1995

Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen: 21. Juni 1996

Hauptfiguren:

Captain Kathryn Janeway (Kate Mulgrew)

Commander Chakotay (Robert Beltran)

Seven of Nine (Jeri Ryan)

 

Trotz des großen Erfolges von DS9, gab es eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Fans, die der Meinung waren die Serie entferne sich zu sehr von den Idealen, die Gene Roddenberry seit den Zeiten von TOS für so wichtig hielt: Friedfertigkeit, Diplomatie, Neugierde. All diese Schlagworte stehen für das, was „Star Trek“ - nach Meinung dieser Fans – eigentlich ausmachen sollte.

Um diesen Teil der Zuschauerschaft zufrieden zu stellen, ersannen Rick Berman und Michael Piller in Zusammenarbeit mit der Autorin Jeri Taylor eine vierte „Star Trek“ Serie, die wieder zu diesen Wurzeln zurückkehren sollte: Bei VOY ging es um ein Föderationsraumschiff, das unfreiwillig von einem mächtigen Außerirdischen in einen entfernten Winkel der Galaxis transportiert wurde. Selbst wenn die Voyager ununterbrochen mit Höchstgeschwindigkeit fliegen würde, würde sie 75 Jahre brauchen, um wieder den Föderationsraum zu erreichen. Die Serie sollte von den Abenteuern der bunt zusammen gemischten Crew während dieser langen Reise erzählen und dabei wieder das Hauptaugenmerk auf die friedliche Erforschung unbekannter Welten legen. Die Ankündigung, dass eine Frau auf den Captainssessel des titelgebenden Raumschiffes Platz nehmen sollte, sorgte zunächst für einige Aufregung unter den Fans. Doch dank Kate Mulgrews souveräner Darstellung wurde auch „ihr“ Captain eine feste Größe in der „Star Trek“ Welt. Die Macher versuchten einen ausgewogenen Mix aus eher actionlastigen als auch auf charakter- bzw. themenorientierten Episoden zu präsentieren, was der Serie eine erfolgreiche siebenjährige Laufzeit bescherte.

 

Star Trek – Enterprise (ENT)

Erstausstrahlung im US-Fernsehen: 26. September 2001

Erstausstrahlung im deutschen Fernsehen: 15. März 2003

Hauptfiguren:

Captain Jonathan Archer (Scott Bakula)

Subcommander T'Pol (Jolene Blalock)

Dr. Phlox (John Billingsley)

 

Ein Konzept für eine neue „Star Trek“ Serie zu erfinden war schon immer leichter gesagt als getan. Nach über dreißig Jahren könnte man meinen, dass jede denkbare Geschichte erzählt und jeder Aspekt der fiktiven „Star Trek“ Zukunft erforscht wurde. Um dem Franchise nach dem Ende von VOY und DS9 abermals neue Impulse zu geben, entschlossen sich die Produzenten einmal mehr zu einem – auf dem ersten Blick – gewagten Schritt: Sie entwickelten eine Serie, die nicht nach, sondern vor den Abenteuern von Captain Kirk und seiner Originalcrew spielte und die ersten Schritte der Menschheit in das Weltall zeigte. Hierbei nutzte man die Gelegenheit einige inhaltliche Lücken im „Star Trek“ Kanon zu schließen. Die chronologische Folgerichtigkeit des „Star Trek“ Universums wurde dadurch weiter verfeinert. Dazu trug auch die Tatsache bei, dass viele „historische“ Ereignisse, auf die in den anderen Serien immer wieder Bezug genommen wurde, bei ENT auch tatsächlich gezeigt wurden, z.B. der erste Kontakt der Menschen mit den Klingonen, jener kriegerischen Alienrasse, die vor allem bei TNG und DS9 eine so entscheidende Rolle spielte oder der Gründung der Vereinten Föderation der Planeten. Trotzdem konnte ENT den Erfolg der vier bisherigen Serien nicht wiederholen. Zum ersten Mal seit dem vorzeitigen Ende von TOS wurde eine „Star Trek“ Serie wegen zu geringer Einschaltquoten vorzeitig abgesetzt. Als Grund hierfür wurde unter anderem die Tatsache genannt, dass ENT abgeschlossene Handlungen pro Episode zeigte, was heutzutage nicht mehr zeitgemäß ist. In späteren Folgen wurde dies zwar behoben, indem man einen Handlungsbogen erfand, bei dem es um die Auseinandersetzung mit einer fremden Rasse namens Xindi ging. Doch wurde dabei wieder bemängelt, dass dadurch – ähnlich wie zuvor bei DS9 – zu viel Gewicht auf Action gelegt wurde, wodurch ruhige Folgen, in denen komplizierte moralisch-ethische Probleme behandelt wurden zu sehr ins hintertreffen gerieten.

 

So markierte das Ende von ENT auch das vorläufige Aus von „Star Trek“ im Fernsehen insgesamt. Doch dies bedeutet keineswegs, dass der Franchise tot und begraben ist!

2009 hat Paramount Pictures unter der Regie des TV „Wunderkindes“ J.J. Abrams einen elften „Star Trek“ Kinofilm mit großem Erfolg veröffentlicht. Dabei handelte es sich um einen sogenannten Reboot, also einen Neustart des Franchises, in dem gezeigt wird wie sich die Besatzung der Originalserie kennenlernte. Mir neuen Hauptdarstellern und einer auf die heutige Generation von Kinogängern ausgerichteten Inszenierung wollte man „Star Trek“ ganz neues Leben einhauchen, was auch hervorragend gelang. Allerdings muss man ehrlicherweise hinzufügen, dass viele Puristen unter den Fans, Abrams Film ablehnend gegenüberstanden und nach wie vor stehen.

Aber er brachte „Star Trek“ eben auch viele neue Fans, die mit der alten Crew nicht mehr viel anzufangen wusste. Aus diesem Grunde wagte man sich an eine Fortsetzung, wieder unter der Regie von Abrams. "Star Trek into Darkness" vertiefte die Beziehungen zwischen den Hauptcharakteren und bescherte den Fans ein Wiedersehen mit einem der populärsten Bösewichtern des Franchises: Den genmanipulierten Übermenschen Khan Noonien Singh. Dieser wurde in der TOS Folge "Der schlafende Tiger" und im zweiten "Star Trek" Kinofilm von dem mexikanischen Schauspieler Ricardo Montalban dargestellt. Nun interpretierte der charismatische Brite Benedict Cumberbatch die Figur auf eine ganz neue Art und Weise und bereicherte sie um ganz neuen Facetten.

Trotz mancher Logiklöcher erfüllte auch der nunmehr zwölfte Kinofilm des Franchises die ihn ihm gesetzten Erwartungen.

Der dreizehnte Film, der pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum von "Star Trek" im Juli 2016 erschien wurde von dem bisher eher auf Actionfilme speziallisierten Justin Lin in Szene gesetzt, da J.J. Abrams mit der Produktion des siebten "Star Wars" Films beschäftigt war. Trotzdem konnte "Star Trek Beyond" durch seinen klassischen TOS Plot überzeugen auch indem er die Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Crew näher ausleuchtete.

Und auch in seinem Ursprungsmedium, dem Fernsehen, scheint "Star Trek" wieder eine Zukunft zu haben. Im Januar 2017 wird mit "Star Trek Discovery" eine neue Serie starte, die jedoch nicht im Fernsehen, sondern zunächst über modernes Onlinestreaming ausgestrahlt wird. Da man mit Nicolas Meyer, dem Regisseur des zweiten und sechsten "Star Trek" Film einen echten Veteranen des Franchises als Co-Produzenten engagiert hat besteht Grund zur Hoffnung, dass die neue Serie ein Erfolg wird und sich an den Idealen Gene Roddenberrys orientieren wird, während die im neunten Film erschaffene neue Zeitlinie ignoriert wird. Ob die Serie tatsächlich den Geist der Originalserie bewahren wird, bleibt bis auf weiteres abzuwarten.

Aber eines ist gewiss: Es wird wieder die Besatzung eines Raumschiffes durch das „Star Trek“ Universum reisen und in Galaxien vordringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat...