An dieser Stelle möchte ich ein wenig über meine Heimatstadt Hildesheim erzählen.

Hildesheim wird gemeinhin als „Rosenstadt“ bezeichnet, ein Titel, der sich auf die Gründungslegende der Stadt bezieht:

Im Jahr 815 n. Chr. war Kaiser Ludwig der Fromme auf der Jagd nach einem weißen Hirsch. Er verfolgte das edle Tier durch Wälder und über Bäche, bis sein Pferd schließlich vor Erschöpfung tot zusammenbrach. Ludwig war nun ganz allein in dem ihm unbekannten Wald. Er nahm sein Brustkreuz mit dem Heiligtum der Mutter Maria, hängte es an einen Strauch und begann zu beten. Kurz darauf schlief er ein. Als er später wieder erwachte, fand er die ganze Umgebung plötzlich von Schnee bedeckt vor, während sein Kreuz an einem blühenden Rosenstrauch hing. Als er versuchte es wieder an sich zu nehmen, wurde es von einer unbekannten Kraft zurückgehalten. Dieses Wunder nahm der Kaiser zum Anlass an dieser Stelle eine kleine Kirche errichten zu lassen, aus der nach und nach der Hildesheimer Mariendom entstand. An seinen Mauern wächst noch heute jener Rosenstock, der ihm seine Existenz verdankt. Dieser tausendjährige Rosenstock ist das Wahrzeichen der heutigen Stadt Hildesheim. Ehrlicherweise muss hinzugefügt werden, dass sein Alter nicht wirklich wissenschaftlich belegt ist. Das erste Mal urkundlich erwähnt wurde er im 16. Jahrhundert, immerhin damals schon als „uralt“.

Hildesheim liegt verkehrsgünstig in der Nähe der Messestadt Hannover und hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, die auch über die Grenzen Niedersachsens hinaus bekannt sind. An erste Stelle möchte ich dabei den Hildesheimer Dom und die Michaeliskirche nennen, die beide zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören und damit in einer Reihe mit dem Kölner Dom und dem Schloss Versailles stehen.

Ein weiteres bekanntes Bauwerk ist das Knochenhauer Amtshaus, welches auch von Nicht-Hildesheimern als das schönste Fachwerkhaus der Welt bezeichnet wird. In seinem Inneren befindet sich ein Restaurant und ein Museum zur Stadtgeschichte. Für viele Bürger hat dieses Gebäude eine besondere Bedeutung, die es als Sinnbild des alten Hildesheims ansehen, welches kurz vor Kriegsende im März 1945 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Jenem Angriff fiel auch das original Knochenhauer Amtshaus zum Opfer, doch engagierte Bürger machten seinen Wiederaufbau Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts möglich. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die anderen historischen Fachwerkgebäude rund um den Hildesheimer Marktplatz wieder neu errichtet. Der Platz gilt seither als „gute Stube“ der Stadt, und wird das ganze Jahr über für verschiedene Veranstaltungen, wie zum Beispiel den Weihnachtsmarkt benutzt.

Auch zahlreiche andere Bauwerke der Stadt wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe in Mitleidenschaft gezogen. Unter anderem wurde der Turm der St. Andreaskirche schwer beschädigt, konnte jedoch ebenfalls wieder rekonstruiert werden. Mit seiner Höhe von 114,5 Metern ist er der höchste Kirchturm Niedersachsens und der zweit höchste Norddeutschlands.

Ein weiteres im Krieg zerstörtes und inzwischen wieder aufgebautes Fachwerkhaus ist der sogenannte „Umgestülpte Zuckerhut“. Die Grundfläche dieses Gebäudes ist nur sehr klein (17 Quadratmeter), während jedes der weiteren Stockwerke jeweils flächenmäßig größer als das vorherige ist. Der Wiederaufbau im Jahr 2009 war nicht unumstritten, da viele der Meinung waren, dass sich das Fachwerkgebäude optisch nicht wirklich in die, durch nüchterne Sachlichkeit geprägte Architektur der unmittelbaren Umgebung anpasst.

Von besonderer Bedeutung für geschichtlich Interessierte ist auch der berühmte Hildesheimer Silberfund: Im Jahr 1868 entdeckten Soldaten zufällig eine umfangreiche Sammlung von antiken römischen Tafelsilber, welches aus dem 1. Jahrhundert nach Christus stammt. Manche Hildesheimer Lokalforscher sehen diesen Fund als Indiz dafür an, dass sich die legendäre Varsusschlacht, bei der die Germanen den einfallenden römischen Truppen eine vernichtende Niederlage bei brachten in der Nähe von Hildesheim stattfand. Leider befindet sich der Fund nicht mehr in Hildesheim selbst. Er ist zur Zeit in der Antikensammlung der Staatlichen Museen in Berlin zu finden.

Im Laufe der Jahrhunderte hat die Stadt Hildesheim viele namhafte Söhne und Töchter hervorgebracht. Erwähnung verdient hier der Seefahrer Didrik Pining, von dem es heißt, er habe bereits im Jahre 1473 – also 19 Jahre vor Christoph Kolumbus – Amerika entdeckt.

Außerdem stammen der weltbekannte Baritonsänger Thomas Quasthoff, das ehemalige Model und heutige Hollywoodschauspielerin Diane Krueger sowie der Mitbegründer der Hard-Rock Band „Scorpions“ Rudolf Schenker aus der Stadt an der Innerste.

Was nur wenige wissen ist, dass der durch Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ bekannt gewordene deutsche Industrielle Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkrieges über 1.200 Juden das Leben rettete, im Jahr 1974 im Hildesheimer Bernwardskrankenhaus verstorben ist.

Auch in Sachen Freizeitgestaltung hat Hildesheim eine Menge zu bieten:

Zu den Highlights gehört das Wasserparadies - ein großes Hallenbad mit einem 25 Meter langen Sportbecken, einer 150 Meter Wasserrutsche, mehreren Whirlpools und einer großen Saunalandschaft.

Des weiteren gibt es das weltweit bekannte Roemer- und Pelizeusmuseum, dessen Altägyptensammlung einen hervorragenden Ruf besitzt. Daneben sind auch immer wieder Sonderausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen zu sehen.

Das Stadttheater Hildesheim ist seit dem Jahr 2007 mit der Landesbühne Hannover verbunden und zeigt Schauspiele, Opern und Musicals.

Die örtliche Volkshochschule betreibt eine eigene Volkssternwarte, von der aus man – nach vorheriger Anmeldung – einen spektakulären Blick ins All werfen kann.

Im Süden der Stadt befindet sich der rund 90.000 Quadratmeter große Hohnsensee, der vor allem in den Sommermonaten ein lohnenswertes Ausflugsziel ist.

Im Umfeld der Stadt sind zahlreiche schöne Wander- und Radwege zu finden, die durch idyllische Landschaften führen.

Mit seinen rund 103.000 Einwohnern gilt Hildesheim als zweitkleinste Großstadt Niedersachsens. Trotzdem hat es sich ihren ländlich-idyllischen Charakter bewahrt. Mit ihren vielen gepflegten Grünflächen, ihrer romantischen Altstadt und ihren bedeutenden Kirchen wirkt die Stadt, im Vergleich zum Beispiel zu Hannover, wie eine Oase der Ruhe, die vor allem für Besucher reizvoll ist, die sich vom Stress des Alltags mal ein bisschen Erholung gönnen wollen.

Auch für architekturgeschichtlich interessierte Menschen ist Hildesheim eine Reise wert.

Neben dem oben erwähnten Dom und der St. Michaeliskirche sind noch viele andere Sakralbauten und Denkmäler zu finden, die in einem Zeitraum von fast 1.000 Jahren erbaut wurden, und die weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt sind.

Im Jahr 2015 wird das Bistum, und damit auch die Stadt Hildesheim, sein 1.200jähriges Bestehen feiern. Zu diesem Zweck wird es überall Aktionen und Feierlichkeiten geben, bei denen die beiden Weltkulturerbestätten natürlich im Mittelpunkt stehen werden.